Das wilde Herz
der Masai Mara – Eine Reise zwischen Faszination und Vergänglichkeit​

Im Südwesten Kenias erstreckt sich die Masai Mara – ein Naturparadies, das für seine aussergewöhnliche Artenvielfalt bekannt ist. Auf einer Fläche von über 1’500 Quadratkilometern bietet sie eine atemberaubende Kulisse aus weitläufigen Graslandschaften, mit Akazien durchzogenen Savannen und sanft schlängelnden Flüssen. Diese Vielfalt an Lebensräumen sowie der stabilen Wildpopulation machen die Masai Mara zu einem der besten Rückzugsorte für Grosskatzen wie Löwen und Leoparden sowie andere Raubkatzen wie Geparden.

Ankunft in einer anderen Welt
Sechs Tage vor meiner Abreise nach Kenia veranstaltete ich meine jährliche Fundraising-Ausstellung. Sie war dank der über 100 Besucher:innen, die den Tag mit ihrer Neugier und Begeisterung bereicherten, einmal mehr sehr erfolgreich. (mehr dazu unter: Walk-in Photo Safari 2024). Ein wenig erschöpft, aber voller Vorfreude, landete ich Anfang November 2024 in Nairobi. Am nächsten Morgen bestieg ich ein kleines Flugzeug in Richtung Masai Mara – ein Reiseziel, das ich lange aufgeschoben habe, da ich abgelegenere Regionen bevorzuge. Doch als ich landete, überkam mich auch hier das Gefühl, heimgekommen zu sein.
Afrika empfing mich mit seinen vertrauten Klängen und Düften – und doch war so vieles anders. Die unendliche Weite der Mara erstreckte sich vor mir wie ein goldenes Meer aus Gras, das bis zum Horizont reichte. Gewaltige Wolken türmten sich darüber auf und schufen eine Szenerie, die zugleich zeitlos wirkte und sich doch stetig wandelte. Es war ein Moment des Ankommens – und der Vorfreude auf das, was mich hier erwarten würde.

Im Reich der Grosskatzen
Die Mara pulsiert mit Leben und beherbergt eine beeindruckende Vielfalt an Raubkatzen – ein Paradies für mich als Fotografin und Katzenliebhaberin. Dank meiner erfahrenen Guides – Alex während der ersten sechs und Jackson in den darauffolgenden zehn Tagen – durfte ich aussergewöhnliche Begegnungen erleben und berührende sowie dramatische Momente festhalten.

Fast täglich begegneten wir Leoparden – darunter Faulu, eine der beeindruckendsten Leopardinnen, die ich bisher gesehen habe. Ihre Eleganz und Schönheit, gepaart mit Kraft und Persönlichkeit, faszinierten mich immer wieder. Löwen waren überall; schlafend, jagend, fressend, gähnend, spielend – ein bunter Reigen von Einblicken in das komplexe soziale Leben dieser faszinierenden Grosskatzen bot sich mir. Ganz besonders bewegend war eine Sichtung am letzten Morgen, als eine Löwin ihre noch ganz winzigen Jungen, eines nach dem anderen, vorsichtig zu einem neuen Versteck trug. Ein intimer Augenblick, der mich tief bewegte und lange nachhallte.

 

Eine berührende Begegnung – und ein tragisches Ende
Neben den Löwen ist die Mara auch für ihre Geparden bekannt. Bisher hatte ich nur wenige Gelegenheiten, diese eleganten Raubkatzen zu fotografieren – umso aufregender waren meine Begegnungen auf dieser Reise. Gegen Ende meines Aufenthaltes hatte ich an einem Nachmittag ganz besonderes Glück. Wir entdeckten eine Gepardenmutter auf einem Termitenhügel, ihre fünf winzigen Jungen dicht an ihrer Seite. Ihr flauschiges Fell und ihre noch unsicheren Schritte bildeten einen starken Kontrast zur starken und anmutigen Erscheinung der Mama. Aus respektvoller Distanz beobachteten wir, wie sie die Kleinen in ein Versteck brachte, bevor sie auf die Jagd ging. Drei Tage später fanden wir sie wieder, alle zusammen um eine frisch erlegte Antilope versammelt. Der Regen hatte die Kleinen komplett durchnässt, sie zitterten, frassen aber dennoch eifrig.
Ein paar Tage nach meiner Rückkehr erreichte mich dann eine erschütternde Nachricht: Vier der Jungen waren Hyänen zum Opfer gefallen, das letzte wurde ein paar Tage später von einer Löwin gerissen. Die Freude über die Begegnung wich tiefer Traurigkeit. In der Wildnis sind Leben und Tod untrennbar miteinander verwoben, der Kreislauf des Lebens überall und immer präsent. Das Schicksal dieser Jungen ist kein Einzelfall – es zeigt auf, welchen Herausforderungen Geparden gegenüberstehen.

Die Zukunft der Geparden
Der Gepard (Acinonyx jubatus) gilt als gefährdet. Ihre Populationen gehen aufgrund von Lebensraumverlust, Konflikten mit uns Menschen und Konkurrenz mit grösseren Raubtieren zurück. Für Gepardenmütter ist das Überleben ein ständiger Kampf, da sie ihre Jungen allein grossziehen. Eine hohe Jungtiersterblichkeit ist die Regel, nicht die Ausnahme. Deshalb sind gezielte Schutzmassnahmen, die den Erhalt dieser faszinierenden Tiere in freier Wildbahn sichern, von grosser Bedeutung.
Zusätzlich stellt der Übertourismus eine wachsende Bedrohung dar. Zu viele Fahrzeuge und unachtsame, gelegentlich zu fordernde Besucher:innen stören das natürliche Verhalten der Tiere und können ihre Jagd- und Ruhephasen stark beeinträchtigen. Dies führt zu erhöhtem Stress und kann die Überlebenschancen der Jungtiere weiter verringern. Um ihr Fortbestehen langfristig zu sichern, braucht es daher nicht nur effektiven Artenschutz, sondern auch ein massvolles Verhalten seitens der Tourguides und Tourist:innen.

Did you know …

 

… dass Geparden bis zu 120 km/h schnell rennen können – schneller als jedes andere Landsäugetier?
Neben der flexiblen Wirbelsäule tragen auch die halb einziehbaren, harten Krallen und die rauen Pfotenballen zur Höchstgeschwindigkeit bei. Sie bieten maximalen Halt, vergleichbar mit den Spikes bei Sprinter:innen.

 

… dass Geparden nicht brüllen können?
Im Gegensatz zu Löwen oder Leoparden gehören sie zur Unterfamilie der Kleinkatzen (Felinae). Sie kommunizieren mit Lauten, die eher an Zwitschern, Schnurren oder Miauen erinnern.

 

… dass Geparden Beute schon aus über 3 Kilometern Entfernung erkennen können?
Ihre aussergewöhnliche Sehkraft ist auf Bewegung in der Ferne spezialisiert. Die dunklen «Tränenlinien» unter ihren Augen reduzieren Blendeffekte durch Sonnenlicht – sie sind sozusagen eine natürliche Sonnenbrille.

Tourismus zwischen Faszination und Verantwortung
Die atemberaubende Schönheit der Masai Mara zieht Besucher:innen aus aller Welt an. Das bringt sowohl Chancen als auch Herausforderungen mit sich. Zu viele Safarifahrzeuge können das natürliche Verhalten der Tiere stören, Stress verursachen und langfristig das ökologische Gleichgewicht beeinträchtigen. Zudem hinterlässt der zunehmende Tourismus Spuren in der Umwelt, sei es durch Abfall, Lärm oder die Beanspruchung sensibler Lebensräume.
Verantwortungsvoller Tourismus ist daher essenziell. Die Befolgung ethischer Richtlinien, das Einhalten respektvoller Distanzen sowie die Unterstützung von Naturschutzprojekten tragen dazu bei, dieses fragile Ökosystem zu bewahren. Nur durch nachhaltiges Verhalten wird sichergestellt, dass die Masai Mara auch in Zukunft ein sicherer Zufluchtsort für ihre einzigartige Tierwelt bleibt.

Die Wildnis in all ihren Gegensätzen
Meine Reise in die Masai Mara hinterlässt ein Erinnerungs-Mosaik aus Staunen, Begeisterung und Melancholie. Die Begegnung mit einer Gepardenmutter und ihren Jungen war ein unvergesslicher Moment, ihr Schicksal jedoch Ausdruck der Fragilität des Lebens. Die Wildnis ist atemberaubend und erbarmungslos zugleich.

Als Wildtierfotograf:innen und Naturschützer:innen sind wir nicht nur dazu aufgerufen, diese flüchtigen Augenblicke schriftlich oder bildlich festzuhalten, sondern uns auch aktiv für den Schutz dieser unentbehrlichen Arten und Landschaften einzusetzen.

some behind-the-scenes snapshots

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Walk-in Photo-Safari
Sonntag, 3. November 2024

«all-in-one-day-Event»

Zu Gast bei den Basler Afrika Bibliographien, Klosterberg 23, Basel

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